Schon gewusst #020

Urkarotte – Der Marketing-Trick und die Rolle der Samenhersteller

Der Begriff „Urkarotte“ ist ein klassisches Beispiel für Marketingrhetorik, die Verbraucher emotional anspricht, um ein Gefühl von Authentizität, Naturverbundenheit und „Unverfälschtheit“ zu erzeugen. Viele Menschen sehnen sich nach „ursprünglichen“ Lebensmitteln, die vermeintlich gesünder und natürlicher sind. Diese Sehnsucht wird von Saatgut- und Lebensmittelherstellern bewusst genutzt.

Samenhersteller – oft als „Samenmafia“ bezeichnet – haben in den letzten Jahrzehnten maßgeblich dazu beigetragen, dass Hybridsaatgut (F1) den Markt dominiert. Diese Hybriden sind auf hohe Erträge, Uniformität und Krankheitsresistenz gezüchtet. Allerdings haben sie zwei große Nachteile:

  1. Keine Nachzuchtfähigkeit:
    F1-Hybriden produzieren zwar im ersten Jahr gute Erträge, aber das Saatgut der geernteten Pflanzen ist für die nächste Aussaat nicht geeignet, da es nicht die gewünschten Eigenschaften beibehält. Das zwingt Gärtner und Landwirte, jedes Jahr neues Saatgut zu kaufen, was zu einer Abhängigkeit von den großen Saatgutkonzernen führt.

  2. Verlust der Sortenvielfalt:
    Durch die Konzentration auf wenige Hochleistungssorten geht die genetische Vielfalt traditioneller Sorten verloren. Alte, robuste Sorten, die besser an regionale Bedingungen angepasst sind, verschwinden zunehmend vom Markt.

urkarotte rundFazit:

Der Begriff „Urkarotte“ ist irreführend und dient primär der Verkaufsförderung. Es gibt keine botanisch definierte „Urkarotte“. Was verkauft wird, sind entweder wilde Möhren (Daucus carota subsp. carota) oder alte Sorten der kultivierten Karotte (Daucus carota subsp. sativus). Die Vermarktung solcher Begriffe nutzt das wachsende Interesse an ursprünglichen, natürlichen Lebensmitteln, obwohl die angebotenen Produkte oft denselben züchterischen Prozessen unterliegen wie moderne Sorten.

Gleichzeitig wird der Markt von Hybridsaatgut (F1) dominiert, das die Abhängigkeit von großen Saatgutkonzernen verstärkt und die Sortenvielfalt reduziert. Verbraucher sollten sich dieser Marketingstrategien bewusst sein und gezielt auf sortenreines, nachbaufähiges Saatgut setzen, wenn sie echte Vielfalt und Unabhängigkeit im Gartenbau fördern wollen.

Posted by Redaktion