Willkommene Helfer im Kampf gegen Schädlinge
Ihhh! Die Rosentriebe sind schwarz von Blattläusen. Für viele Gartenbesitzer ist das ein Grund, zur chemischen
Keule zu greifen.
Viel umweltfreundlicher ist es jedoch, Nützlinge anzulocken, die die Plagegeister im Zaum
halten.
Jeder Schädling hat mindestens einen Gegenspieler. Das bekannteste Beispiel ist wohl der Siebenpunkt-Marienkäfer: Zu seinen Lieblingsspeisen gehören Blattläuse. Aber es gibt noch weitaus mehr nützliche Helfer im Garten, die Schädlingen auf unterschiedliche Weise zu Leibe rücken.
Unterschiedliche “Arbeitsweise”
Der Profi unterscheidet die Nützlinge nach ihrer Arbeitsweise in Räuber, Parasiten und Pathogene.
Räuber benötigen zu ihrer Entwicklung Beutetiere, die sie verzehren. Marienkäfer, Raubwanzen, Raubmilden, Gallmücken und Schwebfliegen zählen zu dieser Kategorie. Vorzugsweise im Larvenstadium verspeisen sie Schädlinge, als erwachsene Tiere ernähren sie sich dann von Honigtau, Nektar und Pollen.
Zu den Parasiten gehören beispielsweise parasitische Nematoden und Schlupfwespen. Die befruchteten Wespenweibchen injizieren ihre Eier mit einem Legestachel in die Larven von Schädlingen, häufig in Larven von Weißen Fliegen oder Raupen von Schmetterlingen. Der Wirt wird dadurch gelähmt. In seinem Körper schlüpfen die Larven der Schlupfwespe und ernähren sich von ihm.
Pathogene sind Mikroorganismen, also Pilze, Bakterien oder Viren, die sich ebenfalls im Wirtstier vermehren und es dadurch töten. Bekannt sind vor allem der Granulosevirus und der Bacillus Thuringiensis. Letzterer ist vor allem durch seinen Einsatz im Kampf gegen Frostspanner und Buchsbaumzünsler bekannt. Die kristallinen Proteine (Bt-Toxine) sind für verschiedene Insektenarten der Ordnungen Käfer, Schmetterlinge, Hautflügler und Zweiflügler sowie Nematoden toxisch, bei Pflanzen, Wirbeltieren wie auch Menschen jedoch wirkungslos.
Das steht auf dem Speisezettel der Nützlinge
Gallmücken und Siebenpunkt-Marienkäfer sind gefräßige Gegenspieler der Blattläuse. Viel effektiver sind allerdings die unscheinbaren Florfliegenlarven. „Gut 450 Blattläuse verzehrt eine einzige Florfliegenlarve“, erläutert Melanie Schönknecht, Trainerin der DIY-Academy.
Wählerisch sind Florfliegen dabei nicht. Sie rücken auch Blatt-, Blut- und Schildläusen, Spinnmilben und jungen Raupen zu Leibe.
Raubmilben sind ebenfalls Allrounder. Sie wirken gegen Spinnmilben, Thripse, Trauermücken und Schlangenmilben. Einige Laufkäferarten sind Schneckenfeinde, Ohrwürmer lieben Insekteneier. Sehr selektiv wirken Schlupfwespenarten: Während die eine Art Weiße Fliegen in Schach hält, fliegt die andere auf Blattläuse und die nächste auf Apfelwickler.
Auch Nematoden haben ihre Spezialitäten: SF-Nematoden sind Feinde der Apfelwicklerlarven, HM-Nematoden sind Widersacher der Gartenlaufkäfer.
Oft unbemerkt bleiben zwei der vielversprechendsten Nützlinge: der grüngolden schillernde Goldlaufkäfer und der stahlblau schimmernde Puppenräuber. Sie ziehen sich tagsüber unter Gräser, Steine oder Rindenstücke zurück. Nachts gehen sie im Gemüsebeet auf die Jagd nach Schnecken sowie Larven der Möhrenfliege und anderen Insekten, die an Wurzeln und Stängeln fressen.
Geeigneter Lebensraum
Im naturnahen Garten sind die meisten Nützlinge gerne zuhause. „Sie brauchen eine reiche Auswahl an heimischen Gehölzen und Wildblumen. Insektizide und chemische Düngemittel sind tabu“, zählt DIY-Trainerin Melanie Schönknecht auf.
Durch Gefäße und Teiche ist die Wasserversorgung der fleißigen Helfer meist gut gewährleistet. Anders sieht es mit den Nahrungsquellen aus: Ein geringer Schädlingsbefall sichert das Überleben vor allem von Larven.
Die ausgewachsenen Nützlinge hingegen suchen vielfältige Blütenpracht, und zwar das ganze Jahr über. Heimische Blühpflanzen wie Fetthennen, Astern, Ringelblumen oder Sommerflieder sind ideale Nahrungsquellen. Doldenblütlern und Korbblütlern können die Insekten nicht widerstehen. Eine Wilde Möhre darf also durchaus mal blühen.
Gefüllte Blüten hingegen sind zwar für das Auge schön. Für die Insekten sind sie jedoch verloren: Sie geben weder Pollen noch Nektar ab. „Auch in den oft sehr ordentlichen Gärten in Neubausiedlungen haben es Nützlinge schwer“, beobachtet Melanie Schönknecht.
„Außer Nahrung brauchen die Insekten unbedingt Verstecke und Unterschlupfmöglichkeiten.“ Unter abgefallenem Laub oder in abgestorbenen Blütenständen und Samenkapseln, aber auch in Trockenmauern, Steinhaufen, Reisig- oder Totholzhaufen können die Insekten sicher überwintern. Totholzhaufen, Nisthilfen wie Holzscheite mit Bohrlöchern, aber auch Mauerritzen bieten Hohlräume für die Eiablage.
Schädlingspolizei auf Bestellung
Vorbeugend oder bei akutem Schädlingsbefall können Sie gezielt Nützlingsarten einsetzen. Die kleinen Helfer werden nicht einfach im Laden gekauft, sondern müssen im Fachhandel oder beim Züchter direkt bestellt werden. Nur: Die gezielte Bestellung ist nicht ganz einfach. Blattläuse, Nacktschnecken, vielleicht auch Engerlinge erkennen die meisten Hobbygärtner. Um weniger bekannte Schädlinge zu identifizieren, die geeigneten Gegenspieler zu wählen und die benötigte Menge der Tierchen zu bestimmen, braucht der Laie meist fachkundige Hilfe. „In einem guten Gartenfachmarkt oder Baumarkt kann man sich beraten lassen“, empfiehlt DIY-Trainerin Melanie Schönknecht. Praktische Hilfsmittel sind Fotos oder auch befallene Pflanzenteile. „Manch ein Fachhandel bietet auch gleich die Bestellung von Nützlingen an.
Die Nützlinge werden dann per Post geliefert und können ausgesetzt werden. „Die Ansiedlung wird allerdings nur Erfolg haben, wenn sie einen geeigneten Lebensraum vorfinden“, betont Melanie Schönknecht. „Ansonsten werden sie ganz schnell zum Nachbarn in den naturnahen Garten abwandern.“
Tipps für wilde Bienen und andere Insekten
Ein Insektenhotel mit Bündeln aus Bambus, Schilf oder Holunderzweigen oder Hartholzblöcken mit Bohrlöchern in verschiedenen Größen ist Nisthilfe und Unterschlupf in einem und lässt sich mit wenig Aufwand selbst bauen. Einfach ein paar Löcher in einen Holzrest bohren, fertig ist das Insektenhotel – fast! Wir geben ein paar Tipps, was Sie beim Bau beachten sollten:
Tipp 1: Das Bauholz muss abgelagert und trocken sein. Sonst drohen Risse, da Bohrlöcher in austrocknendem Holz gerne reißen und für die Tiere gefährliche Holzsplitter entstehen. Von vornherein gespaltene oder eingerissene Löcher werden gar nicht erst besiedelt, nachträgliche Risse gefährden die Brut.
Tipp 2: Geeignet sind Harthölzer wie Esche oder Buche, aber auch viele andere Laubhölzer. Nadelholz ist hingegen nicht zu empfehlen, da es harzt und damit die Löcher verschließen kann. Außerdem richten wiederbenässte Nadelhölzer Holzfasern auf, sodass die Bohrlöcher raue Wände bekommen.
Tipp 3: Auch wenn Baumscheiben cooler aussehen – nehmen Sie für das Bienenhotel kein Stirnholz. Die Löcher reißen oft und werden damit unbrauchbar. Das geht nur bei gut abgelagerten Baumscheiben, die nicht gerissen sind, am besten von Eichen oder Robinien.
Tipp 4: Die Oberfläche und die Bohrlöcher müssen glatt und splitterfrei sein. Das ist den Wildbienen wichtig, denn sie krabbeln rückwärts in die Röhren und verletzen ihre Flügel möglicherweise an Holzsplittern. Löcher mit Durchmessern zwischen zwei und acht Millimeter und mit gut zwei Zentimetern Abstand zueinander bohren. Wenn die Löcher dicht an dicht liegen, können ebenfalls Risse entstehen. Bohren Sie so tief, wie der Holzbohrer reicht, mindestens aber fünf Zentimeter.
Super-Trick: Kleben Sie etwas Schleifpapier um einen Bohrer oder Nagel und stecken Sie diesen in einen Akkuschrauber. Fertig ist das Röhrenputzgerät!
Tipp 5: Lage, Lage, Lage: Hängen Sie das Hotel dort auf, wo es warm, sonnig und regengeschützt ist, möglichst ohne knallige Mittagssonne.